Wenn Animal Hoarding auf skrupellose Zucht trifft

Wenn Animal Hoarding auf skrupellose Zucht trifft, bleiben über 100 Tiere auf der Strecke. Am 02. und 03.02.2011 räumte ein Veterinäramt in Brandenburg mit Hilfe von Polizei und Ordnungsamt das Lager einer Animal Hoarderin, die sich aber auch gleichzeitig als Vermehrerin herausstellte. Von seiten des Tierschutzes wurden Organisationen um Mithilfe gebeten, die aufgrund ihrer einschlägigen Rasseerfahrungen und professionellen Einsetzbarkeit, was Fahrzeuge und Personal betraf, sofort tätig werden konnten.

Wir wurden zur Übernahme mehrerer Afghanen und Barsois gerufen. Also fuhren wir am Mittwoch, den 02.02. nach Brandenburg. Als wir ankamen, wurden Collies, Owtscharka, Huskies, Mudi-Mixe, Chow-Chow, Spitzmixe, diverse kleine Hunderassen und Mixe, Barsoi-Mixe, Eurasier, verschiedene Welpen usw. geräumt, aber Afghanen waren nicht vorhanden – auch keine Barsois. Obschon Augenzeugen behaupteten, sie hätten Windhunde gesehen, leugnete die Vermehrerin deren Vorhandensein. Dafür überall verhungernde Enten, Lamas, Ziegen, Rinder, Pferde, Gänse und Pfaue, wovon wir die Pfauen mitnahmen (da bei uns schon einige leben), ebenso einen Azawakh-Whippet-Mix von 11 Jahren. Wir waren 1.200 km umsonst, zumindest was die Afghanen betraf, gefahren. Müde kehrten wir weit nach Mitternacht wieder zurück.

Am nächsten Mittag kam der erneute Anruf der Organisatoren, es seien jetzt doch Afghanen da, wir sollten abholen kommen. Aufgetaucht waren sie, als man einen Baucontainer im Wald durchsuchte. Dort waren weitere 25 Hunde versteckt, unter ihnen auch 6 Afghanen und 5 Barsois.

Wir setzten uns erneut in den Transporter und fuhren abermals 1.200 km. Was uns allerdings vor Ort erwartete, übertraf alle Vorstellungen: In einem Kuhstall standen 3 Barsois, in einem weiteren Stall, bereits in Boxen, 6 Afghanen-Rüden. Allesamt bis auf das Skelett abgemagert, ohne Muskulatur, mit runden Nägeln, zentimeterdicken Filzmänteln und -hauben. Ein unfaßbarer Anblick! Ein unbeschreiblicher Gestank, hervorgerufen von eingebackenem Kot, Stroh, Dreck. Die meisten konnten wegen den zusammenhängenden Filzen zwischen den Beinen nicht mehr richtig laufen.

2 Barsois wurden uns nicht ausgehändigt, allerdings haben wir dieses Ansinnen mittlerweile geklärt: sie sollten doch tatsächlich zu dieser kranken Frau zurück, weil sie sie unbedingt behalten wollte. Die beiden sind mittlerweile sichergestellt und werden noch überstellt. Um ihr Schicksal hat sich auch das Zuchtkommissionsmitglied für die Rasse Barsoi im DWZRV bereits ins Zeug gelegt. Sie werden dort nicht bleiben müssen.

Barsois und Afghanen waren so ausgehungert, so daß wir alle trennen mußten, da sie verrückt nach essen und trinken waren. Wir haben 3 Tage die Filze vorsichtig von der Haut gelöst, was mittels Schermaschine nicht mehr möglich war, da der Panzer bereits die Haut eingezogen hatte. Es kamen eiternde, riesige Bißverletzungen zum Vorschein, da die Rüden gemeinsam im Baucontainer saßen.

Wer einen Endplatz zur Verfügung stellen kann, möge sich melden. Alle Hunde sind total lieb. Der rote Rüde hat sich allerdings seine Bezugsperson ausgesucht und liebt sie – allerdings verteidigt er sie auch! Er gehört in die Hände von erfahren Afghanen-Rüden-Besitzern.

Die 5 übernommenen Barsois (4 Hündinnen und 1 Rüde) sind ebenfalls bis auf das Skelett abgemagert, vollkommen unbemuskelt – und total lieb und ruhig. Es sind fünf sehr schöne Hunde. Auch für sie werden Endplätze dringend gesucht. Allerdings hat sich die Barsoi-Community bereits organisiert und will sich schnellstmöglich um ein dauerhaftes Zuhause bemühen.

Alle Hunde müssen medizinisch betreut werden. Wer diese Hunde in irgendeiner Form unterstützen möchte, möge sich melden. Wir freuen uns über jede Hilfe, zumal es eine ansehnliche Anzahl an Bedürftigen ist.

Update: Am 07.03.2011 führte unser Weg nochmals nach Brandenburg, um Dama, Lancelot und Karli abzuholen. Gleichzeitig fand ein Treffen mit dem Veterinäramt / Landratsamt statt, um die Eigentumsübertragung zu unterschreiben. Damit sind sämtliche Windhunde aus der Beschlagnahmung in unser alleiniges Eigentum übergegangen.

Wir möchten ganz besonders bei allen persönlich danken, die uns für diese Hunde bereits materielle Unterstützung zukommen ließen:

Die Engländerin Helen Forrester, eine Whippetbesitzerin, aber große Unterstützerin von Afghanen in Not, hatte eine geniale Idee anläßlich der CRUFTS 2011: Sie fertigte diese wunderschönen Torten. Die dreistöckige wurde in Stücken zugunsten unserer Animal Hoarding Opfer verkauft, der Erlös für die andere Torte ging ebenfalls an unsere Hunde.
Das Foto zeigt Helen mit "unserer" Torte, ebenfalls zu sehen sind Kekse und Seifen, die von Sue Jordan gespendet wurden. Shirley Carr sammelte zusätzlich eine beeindruckende Summe für unsere Hunde. Die Spender sind in der angehängten Liste aufgeführt. Dies war eine wundervolle Geste der Solidarität unter Afghanen-Liebhabern. Herzlichen Dank nach England!

Purina Pro Plan Deutschland – Futterspende, Helmut und Gerlinde Pauckner, Heidi Kreipe (2x), Hannelore Weiß, Liselotte Santfurt, Landesgruppe Nordbayern im DWZRV, Annette Oberndorfer, Sarah Franziska Reisig, Christa Berger, Jakob und Sonja Schneider, Monika Ziegler, Angelika Heydrich, Kathrin Haas, Margarete Hagauer, WRV Nürnberg, Francoise Boseret, Familie Birgit Klinger, Dr. Paul Heilmann, Dr. Dagmar Kaindl, Dr. Isabella Kühn, Dr. Jean-Marc Meyer, Dr. Judith Vogtmann-Becker, Ulrike Schön (2x), Peter Hermann Sander, Yolande Tabourdon, Renate Ostner, Helaine Delano, Roswitha Grosse, JHV Köln-Solinger Windhund-SV e.V., Reinhold Gruber, Gerhard Ziegelmeier, Sigrun Kargel, Gabriele Avi, Manfred Salzmann, Monika Brocksieper, Renate und Klaus Powilleit, Lotte Rothe, Anja Demharter, 50. Jahre Köln-Solinger WSV e.V.
Afghanen-Freunde aus England:, Nick and Dawn Hunn, Ann Callard, Sue Kemp, Francis Mallison, Phil and Sue Harrison, Jeff and Heather Bunney, Alan and Jackie Buttle, Muriel and Bill Boydell, Pam Croft, Karen Ricey, Susan and Clive Winters, Lynda Bleasedale, Fiona Dunn, Sylvia Lees, Katherine Barnes, Shona Bettany, Rory Daly, Jill and Clari Cross, Jill Ohmke, Di Searle, Terry and Shirley Carr, Lyn McCrindle, Marcelle King, Dan and Lesley James, Audi Knowles, Moira Simpson, Afghans are Us Forum, Helen Forrester (Cake), Sue Jordan (Soap & Biscuits), Chris Bagshore, Christina Douglas, Afghan Rescue Eastern, Afghan Hound Club of Scotland, Southern Afghan Club Trust, LAAD central rescue fund
All in the UK who donated but didn't leave a name.

Saturday Treats: Eine Initiative von Mitgliedern des Schwedischen Basenjiclubs zur Unterstützung unserer Animal Hoarding Hunde und unserer Basenjis in Not. "Saturday Treats" sind die Süßigkeiten, die Kinder in Schweden an einem Tag der Woche bekommen, bevorzugt am Samstag. Ganz herzlichen Dank an: Helena Strömbert, Mia Löwbeer, Monica Massih, Yvonne Adolfsson, Bruno Kocman, Cecilia Johansson, Mari Gustafsson, Liz Crusberg-Stark

Betroffene Hunde in der Vermittlung:

veröffentlicht am 3. Februar 2011 · Quelle: www.maerkischeallgemeine.de · alle Neuigkeiten anzeigen
powered by webEdition CMS